Uber Eats Awards
Eine Pizza, triefend schön
| Lesedauer: 4 Minuten
Von Julian Theilen
Freier Autor LIFESTYLE
Eine Pizzeria aus Offenbach wird zum besten Lieferrestaurant Deutschlands gewählt, weil sie die wenigen Zutaten perfektioniert. Was macht eine Pizza aus dem Pappkarton so perfekt, dass selbst Zwei-Sternekoch Tim Raue von ihr schwärmt?
Anzeige
Anzeige
Die Preisverleihung ist schon vorbei, doch Tim Raue schwärmt immer noch: „In dem Moment, in dem ich in die Pizza gebissen habe, habe ich dieses Krachen gespürt. Ich wollte mir die Finger abschlecken.“ Die drei jungen Männer, die ihm die Pizza zubereitet haben, stöhnen vor Freude und umarmen sich kräftig, als sie das hören. Ihr Offenbacher Restaurant „Rimini“ wurde von der Jury um Sternekoch Tim Raue und Schauspielerin Janina Uhse zum besten Lieferrestaurant Deutschlands gekürt.
Anzeige
In dem vom Lieferdienst Uber Eats ausgerichteten Wettbewerb durften zuvor Restaurantbesucher ihre Favoriten in die entscheidende Runde wählen. Unter den fünf Finalisten fanden sich dann vietnamesisches Streetfood aus Potsdam, japanische Burger aus Köln oder koreanische Küche aus Magdeburg. „Es gab aber nicht eine hundertstel Sekunde die Idee, dass wer anders diesen Wettbewerb gewinnen könnte als die Pizza“, erzählt Tim Raue nach der Show auf dem Gang des Soho-Houses in Berlin. Die drei jungen Männer vom „Rimini“ strahlen wieder.
Die Corona-Pandemie hat das Selbstverständnis der Gastronomie verändert. Restaurants, die ihre Gerichte so planten, dass sie direkt auf den Teller kommen, mussten plötzlich in fremde Wohnzimmer liefern. So ist gleichzeitig der Anspruch der Kunden gestiegen. Lieferessen, das dürfe zwar ruhig etwas ungesünder sein und auch mal im Fett triefen, betont Raue, doch die Qualität müsse stimmen: „Wir blicken mittlerweile zum Beispiel anders auf Burger. Wir wollen nicht mehr das letzte Fleisch darauf haben. Besonders die jungen Menschen wissen einen Smash-Burger mit hohem Fettanteil und gutem Rindfleisch zu schätzen. Dann sind sie auch bereit, dafür 15 Euro auszugeben.“
Anzeige
Während frühere Lieferdienste fast alle unterklassig waren, seien heutige zumindest im „Casual“-Bereich“, so Raue, der im kommenden Jahr auch das Restaurant im Berliner Fernsehturm übernehmen wird. Gastronomen mussten in den vergangenen Jahren lernen, wie ein Gericht 20 Minuten Lieferzeit überlebt, ohne ungenießbar zu werden. „Der Trend hin zum Bestellen wird auch weitergehen“, prognostiziert Raue: „Auch jetzt merken wir, dass es für den Gast ein Problem ist, über die Türschwelle eines Restaurants zu gehen.“
Lesen Sie auch
Tonic bis Trinkessig
Die besten Sommerdrinks ohne Promille
Pizza ist der Klassiker unter den Liefergerichten: „Pizza geht immer. Im Sportverein, beim Filmabend oder bei Liebeskummer“, erzählt Sieger Erfan Mohebbi, der seit zwei Jahren mit seinem Freund Lukas Franz das Siegerrestaurant „Rimini“ in Offenbach betreibt. Die beiden studierten Betriebswirte haben in der Corona-Pandemie – wie viele andere Gastronomen des Abends auch – eine neue Herausforderung gesucht. Auf einer Parkbank sinnierten sie über Restaurantkonzepte.
Ihre Wahl fiel ziemlich schnell auf Pizza, weil sie wie kaum ein anderes Gericht das Potenzial hat, kleine Alltagssorgen vergessen zu machen. Ihr Restaurantname „Rimini“ soll an die goldenen 70er-Jahre erinnern, in denen Europäer in viel zu kleinen Autos in die Küstenstadt an der Adria fuhren, um sich eine unbeschwerte Zeit zu machen.
Anzeige
Gerade weil die Pizza so allgegenwärtig ist, hat sie auch große Konkurrenz. „Eine Pizza ist eigentlich sehr trivial. Du brauchst Wasser, Weizengrieß und Mehl. Aber das kannst du richtig scheiße machen oder exzellent“, sagt Raue, der erneut zum Plädoyer für die „Rimini“-Pizza ansetzt: „Hier hat jedes Detail gestimmt. Von der Soße, die fruchtig-säuerlich war, dem fior di latte-Mozarella bis hin zu den salzig und scharfen Salamisorten.“
Anzeige
Mit WELT beim Essenslieferant sparen: Lieferando-Gutschein
Den Teig lassen die Gewinner drei Tage lang ruhen, womit Raue den Erfolg begründet: „Sie haben einen Teig kreiert, der eine Festigkeit hat, aber gleichzeitig auch fluffig ist.“ Somit könne die Pizza auch die Lieferzeit überleben, ohne durchzuweichen. „Eine Tiefkühlpizza muss sich jedenfalls keiner zumuten“, sagt Raue bockig. „Da ist keine natürliche Hefe drin, da hat nichts gelebt.“
Als er die Veranstaltung verlässt, stellt Tim Raue die Gewinner noch auf den nun anstehenden Hype ein. „Lasst nicht die Qualität leiden“, mahnt er sie. „Nehmt im Zweifel weniger Bestellungen an.“ Die beiden Besitzer nicken artig. In Rimini, ihrer Sehnsuchtsstadt, sind zu diesem Zeitpunkt noch 30 Grad.